Glossar des THZN

 

 

Traumafachbegriffe

 

 

U / V / W

 

zurück zum Index

U

 

Übertragung und Gegenübertragung 
Der Begriff der Übertragung stammt aus der Psychoanalyse. Er bezeichnet den Vorgang, dass ein Mensch alte Gefühle, Affekte, Erwartungen (insbesondere Rollenerwartungen), Wünsche und Befürchtungen aus der Kindheit unbewusst auf neue soziale Beziehungen überträgt und reaktiviert. Ursprünglich können diese Gefühle auf die Eltern, Geschwister oder andere nahe Beziehungspersonen bezogen gewesen sein, bleiben aber auch nach der Ablösung aus dem Elternhaus in der Psyche präsent und wirken dort weiter.

Dieser Vorgang ist zunächst weitestgehend normal, Teil des sozialen Lernens und weit verbreitet, kann aber, wenn die übertragenen Gefühle sich gegenüber tatsächlichen gegenwärtigen Beziehungen als nicht angemessen erweisen, zu erheblichen Problemen und Spannungen führen.
Im Rahmen von Psychotherapien, aber auch Beratungen und in pädagogischen Settings kommt es regelmäßig zu Übertragungen. Hier richtet die KlientIn bestimmte Gefühle, Erwartungen oder Wünsche auf seine TherapeutIn, die nicht so sehr der TherapeutIn als Person gelten, sondern aus früheren Beziehungserfahrungen der KlientIn herrühren.

Unter Gegenübertragung versteht man in einer weiten Definition „alle Gefühlsreaktionen des Analytikers auf den Patienten“ (Günter, M., Bruns, G., 2010, S. 227), in einer engen die „durch die Übertragung des Patienten induzierten affektiven Reaktionen des Analytikers“.(ebd. S 227) (Also nicht die eigene ggf. neurotische Übertragung der BeraterIn!).

Beispielsweise könnte sich eine Erzieherin in der Beziehung zu einem Kind in ihrer Gegenübertragung völlig hilflos fühlen, wenn das Kind seine eigene Erfahrung mit Bezugspersonen, nämlich Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein überträgt. Es könnte auch sein, dass sie bemerkt, dass sie ein anderes Mal gegenüber diesem Kind starke Aggressionen verspürt, wenn das Kind –in Erinnerung an den aggressiven Vater- diese Seite seiner Erinnerung an das Erleben in der Kindheit unbewusst! überträgt.

Gibt die Erzieherin unreflektiert ihren Gegenübertragungsimpulsen nach (in der Fachsprach heißt das Agieren), schreit also z. B. das Kind an, so wird die traumatische Szene im pädagogischen Setting reinszeniert, wiederholt, was natürlich nicht hilfreich für das Kind ist. Daher sollten professionell Tätige immer wieder ihre Gegenübertragung reflektieren und sie konstruktiv, zum Wohl der KlientIn nutzen. Im Beispiel könnte die Erzieherin ihr intensives Gefühl der Hilflosigkeit zum tieferen emotionalen Verstehen der Erfahrung des Kindes nutzen und sich überlegen, was ein Kind mit solchen Erfahrungen im neuen Setting braucht, z. B. viele Möglichkeiten der Selbstbemächtigung.

 

 

Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen in der Traumatherapie/beratung folgen häufig einer Täter-Opfer-Retter-Zuschauer-Dynamik.

 

Häufige Übertragungsmuster bei traumatisierten Menschen:      
- Macht- und Ohnmacht   
- Täterübertragungen       
- Übertragung von Aspekten der vernachlässigenden Bezugsperson       
- Suche nach perfekten Eltern    

 

Häufige Gegenübertragungsreaktionen in der Arbeit mit traumatisierten Menschen:
- Überwältigt-Sein von Gefühlen wie Wut, Ohnmacht, Schuld und Scham, Abscheu
- übersteigerte Fürsorgeimpulse
- Blockiert-Sein in der eigenen Mentalisierungsfähigkeit      
- Verwirrung und Orientierungslosigkeit 
- Schuldgefühle bei Grenzsetzungen    
- projektive Identifizierung mit Gefühlen der PatientInnen    

 

 

 

 

V

 

 

Vegetatives Nervensystem

Auch autonomes Nervensystem bzw. viszerales Nervensystem genannt, steuert u.a. die meisten inneren Organe. Wesentliche Teile des vegetativen Nervensystems sind Sympathikus und Parasympathikus.

 

Der Sympathikus (Stresssystem) bewirkt insgesamt eine Energiebereitstellung und damit eine Leistungssteigerung des Organismus:

  • Bereitschaft zu Flucht, Kampf, Anstrengung
  • Hochfahren von Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck, Stoffwechsel, Glykose
  • erweiterte Pupillen, bleiche Haut, kalte und schweißige Extremitäten, Zittern, erhöhter Puls, erhöhte Muskelkraft

 

Der Parasympathikus dient dem Stoffwechsel, der Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven:

  • Herunterfahren von Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck
  • Verengte Pupillen, rötliche, trockene Haut
  • Gesteigerte Verdauung

 

Der Parasympathikus ist aber auch für das soziale Bindungssystem verantwortlich. Er steuert mit dem Vagusnerv Kopfhaltung und Gesichtsmuskeln, mit denen die fünf Grundgefühle kulturübergreifend ausgedrückt werden:  
Angst – Wut – Freude – Trauer – Ekel + Scham

 

 

 

 

Verfahren in der Psychotherapie (Psychotherapieverfahren)

Im bundesdeutschen kassenärztlichen Gesundheitssystem gibt es drei verschiedene Therapieverfahren, die von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden:

  • die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie,
  • die Psychoanalyse und
  • die Verhaltenstherapie.

 

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Der Wortteil „Tiefe“ in Tiefenpsychologie (TP) verweist sowohl auf die verborgene Tiefe des Unbewussten (unbewusste oder unverstandene Wünsche, Motive und Konflikte) als auch auf die „Tiefe der Zeit“, also die fortdauernden Einflüsse aus Kindheit und Jugend. Im Rahmen der TP geht man davon aus, dass in der Tiefe liegende, unbewusste psychische Vorgänge eine Wirkung auf die psychische Gesundheit des Menschen haben. Unbewusste Konflikte oder verdrängte Erfahrungen sind aus dieser Sichtweise heraus ein sinnvoller Ansatzpunkt, um psychische Störungen zu behandeln. Im Unterschied zur Verhaltenstherapie liegt der Schwerpunkt damit deutlich weniger auf der unmittelbaren Beeinflussung des Verhaltens des Patienten, sondern auf einer Klärung der zugrundeliegenden Ursachen, wodurch indirekt bzw. in der Folge eine Verringerung der Beschwerden eintreten soll.

 

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapeutische Verfahren basieren ursprünglich auf der Lerntheorie. Die Grundidee ist, dass störungsbedingtes Verhalten erlernt wurde und auch wieder verlernt werden kann, bzw. dass angemessenere Denk- und Verhaltensweisen erlernt werden können. Inzwischen wurde die Verhaltenstherapie in vielerlei Weise weiterentwickelt und in verschiedene Methoden ausdifferenziert.

In der Öffentlichkeit besonders bekannte therapeutische Techniken der Verhaltenstherapie sind Konfrontationen mit auslösenden Reizen (z. B. Exposition, systematische Desensibilisierung) sowie die Verstärkung erwünschten und die Reduktion unerwünschten Verhaltens.

 

 

 

 

Verdrängung

Verdrängung bezeichnet einen psychologischen Abwehrmechanismus, durch den tabuisierte oder bedrohliche Sachverhalte oder Vorstellungen auf einer unbewussten Ebene von der bewussten Wahrnehmung ausgeschlossen werden.

Ihr liegt S. Freuds Vorstellung von drei Bereichen der Psyche zugrunde: Bewusst – Vorbewusst – Unbewusst. Die Verdrängung ist ein Prozess an der Grenze zwischen dem unbewussten und dem vorbewussten System.

 

 

 

 

Vulnerabilität

Verletzlichkeit, Verwundbarkeit (<-> Resilienz)

 

 

 

 

 

W

 

 

Window of Tolerance

(s. Ressourcenbereich, Toleranzfenster und Spannungskurve)

 

 

 

 

X, Y, Z

 

zurück zum Index

Anmeldung zum newsletter

------------------------

Allgemeine Fragen und Traumafachberatung

0911 990090-10

Dienstag 14:00 - 16:00 Uhr

Donnerstag 09:00 - 11:00 Uhr

(sonst Anrufbeantworter)

Unsere Telefonanlage kann kein Belegtzeichen senden,  Sie erkennen deshalb nicht, ob wir im Gespräch sind.

oder nutzen Sie unser Kontaktformular

--------------------------

Männerberatung

kostenfrei

0911 990090-11

maenner@thzn.org

-------------------------

Anmeldung und Anfragen zu Seminaren und Vorträgen und zur Geschäftsführung

Dienstag 10:00 - 14:00 Uhr

0911 990090-40

(sonst Anrufbeantworter)

Unsere Telefonanlage kann kein Belegtzeichen senden,  Sie erkennen deshalb nicht, ob wir im Gespräch sind

seminar@thzn.org

-------------------------

Anmeldung und Anfragen zu Gruppen

Dienstag 14:00 - 16:00 Uhr

Donnerstag 09:00 - 11:00 Uhr

0911 990090-30

(sonst Anrufbeantworter)

Unsere Telefonanlage kann kein Belegtzeichen senden,  Sie erkennen deshalb nicht, ob wir im Gespräch sind

gruppen@thzn.org

Druckversion | Sitemap
© TraumaHilfeZentrum Nürnberg e.V.  •  Impressum • Datenschutz